Natürlich sollte man zu jeder Jahreszeit seine Kamera ziehen und schießen. Warum also gerade im Herbst? Freunde und Familie bereiten sich langsam auf die Festtage vor und potenzielle Auftraggeber mit völliger Hingabe auf das anstehende Weihnachtsgeschäft (und hoffentlich guten Briefings), also bleibt mehr Zeit die eigenen fotografischen Muskeln zu trainieren. Eigentlich sind es eher die eigenen Augen, die man besonders im Moment fordern und fördern kann.
Der Grund dafür ist ganz einfach: Der Herbst bietet eine Farbvielfalt, wie kein anderes Quartal im Jahr. Das ist ja erst mal ganz schön, aber für jeden ambitionierten Fotografen mehr als das: Die Möglichkeit seine Wahrnehmung auf Farbe zu trainieren.
Man hat hunderte Male darüber gelesen und gehört, selbst erlebt und auch bewusst eingesetzt, darin versagt oder damit gewonnen. Die Mittel und Zutaten, um ein gutes Foto zu schießen. Dazu gehört der Aufbau, die Story, gewählte Perspektive, Farben und ein Dutzend weiterer Dinge.
Wer kurz in sich geht wird nicken: Wenn man Fotos schießt achtet man fast immer in erster Linie auf ein spannendes Motiv, auf einen außergewöhnlichen Blickwinkel oder auf eine besonders gut gewählte Komposition.
Aber Hand aufs Pixelherz: Wer achtet schon und das ist der Knackpunkt, ganz bewusst auf die Farbwahl? Gut, oftmals erwacht der Farbsinn ganz von selbst aus dem Standbymodus, wenn er auf etwas interessantes stößt. Komplementär-Kontraste, Kalt-Warm-Kontraste, Farbe-an-sich-Kontraste und der ganze Rest vom Schützenfest.
Ja, da gibt es einen Haufen an toller Theorie und einen noch größeren Haufen an Spezialisten, die es schaffen ganze Dekaden mit Diskussion darüber zu füllen. Der Begriff Haufen ist nur zufällig gewählt.
Die Quintessenz ist aber folgende: Farbe wird in Fotos viel zu selten ganz bewusst und gezielt eingesetzt. Bitte keinen Color-Key Holzhammer zitieren.
Dabei ist Farbe ein sehr dankbares Stilmittel für die Fotografie, dezent, subtil, ästhetisch und universell einsetzbar, zugleich weltweit über alle Kontinente eine anerkannte und klare Sprache.
Und jetzt zurück zum Anfang: Der Herbst gibt jedem, der gerne Fotos schießt Gelegenheit sich mehr als sonst auf Farbe zu konzentrieren. Auge und Unterbewusstsein, Empfinden und Wahrnehmung für ein paar Fotosessions auf Farbe zu zu trainieren, drillt das eigene Gespür.
Ganz nach dem Credo von Matt Granger, Jared Polin oder den zwei Clowns (guter Podcast) von Happyshooting.de : Ausrüstung einpacken und raus damit in den Farbpuff Herbst und sich ausschließlich mal auf Farben konzentrieren. Regen wird abgewischt und Hände an einem 2 Euro Bäckereikaffee gewärmt. Der Rest darf weiter Bücher wälzen.